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12.02.2014
Impressionen vom Fogra ColorManagement-Symposium
   

In diesem Jahr gab es die vierte Auflage des internationalen Events mit ca. 150 Teilnehmern. Das Motto lautete "Die Zukunft der Farbe".

Wir haben uns vor Ort über aktuelle Technologien und Entwicklungen informiert und möchten Ihnen nachfolgend einen kurzen Überblick geben. Für eine bessere Übersichtlichkeit haben wir die Inhalte nach Anwendungen geordnet.

=== Konventioneller Druck ===

Schwerpunkt hier war die Revision der ISO 12647-2 mit den 8 neuen Druckbedingungen und dabei speziell der Umgang mit optischen Aufhellern, Normlicht mit kalibriertem UV-Anteil sowie der Messbedingung M1.

Stand der Entwicklung ist, dass die neuen Standard Druckbedingungen definiert sind, und an den Charakterisierungsdaten gerade gearbeitet wird. Derzeit gibt es die Fogra51 (PC1) und Fogra 52 (PC5) als Beta-Version, bei denen es zwischen realen Werten und Vorgaben noch zu große Abweichungen gibt. Erst mit finalen Charakterisierungsdaten ist eine Erstellung von Farbprofilen möglich.

Ungeachtet der Tatsache, dass es für optisch aufgehellte Papiere noch keinen Standard gibt, wurde gezeigt, dass eine Anpassung von Proof und Druck sowohl visuell wie auch messtechnisch sehr gut möglich ist. Dazu bedarf es einerseits der eingangs genannten Abmusterungsbedingungen mit korrektem Normlicht, Messtechnik mit den neuen M-Standards sowie Proofpapieren, die in ihren Eigenschaften (speziell Anteil optische Aufheller) dem Auflagenpapier entsprechen.

Bei den Druckversuchen ist aufgefallen, dass es zwischen nassen und trockenen Bögen Farbverschiebungen von bis zu 17 (!) Delta-E gegeben hat. Eine visuelle Abmusterung ist damit eigentlich ausgeschlossen und eine messtechnische Einstellung auf Nass-Zieldichten notwendig.

=== Premedia ===

Eine möglichst hinsichtlich der späteren Verwendung neutrale Datenaufbereitung ist das erklärte Ziel jeder Medienvorstufe, um die Daten mit möglichst wenig Aufwand universell nutzen zu können. Stand heute ist diese vollständige Medienneutralität weder hinsichtlich des Datencontainers noch hinsichtlich der Farben möglich. Spektraldaten wären prinzipiell ideal, kommen derzeit jedoch nur in Spezialanwendungen zum Einsatz (siehe Textildruck) und Lab wird nur bedingt unterstützt. RGB ist eine gute lösung für Bilddaten, nicht jedoch für Vektorgrafiken, da die spätere Separation nicht klar definierbar ist. Sicherheit bietet an dieser Stelle nur CMYK.

Die wachsende Zahl an Druckbedingungen macht den Einsatz von ColorServern immer mehr interessant bzw. notwendig. Bei Auswahl der geeigneten Lösung solten neben der Qualität der Farbtransformation auch die Möglichkeiten der Dateiverarbeitung (z.B. Flattening von PDFs) berücksichtigt werden.

An diese Stelle passt auch noch die Erwähnung einer modifizierten Digitalkamera, welche für ein New Yorker Museum zur Archivierung von Kunstwerken gebaut worden ist. Pro Bild werden zwei Aufnahmen mit unterschiedlichen Filtern gemacht. Aus den dann zur Verfügung stehenden 6 Farbkanälen können wesentlich genauere Farben errechnet werden, als mit den üblichen 3 (RGB-) Kanälen.

=== Sign & Display ===

Dieser Markt zeichnet sich durch eine Vielzahl an Bedruckstoffen wie Papiere, Folien, Planen, Stoffen, Tapeten, Leder, Holz, Glas, Metalll und Kunststoffen aus. All diese Materialien lassen sich heute digital bedrucken, wobei es auch bei den Tinten unterschiedlichste Technologien gibt.

Das Farbmanagement stellt insofern eine eine besondere Herausforderung dar, da auch Materialien mit unregelmässiger und glänzender Oberfläche sowie transparente Materialien vermessen bzw. charakterisiert werden müssen.

Vor dem Farbmanagement gilt es, die richtigen Druckparameter zu finden. Im Duchschnitt gibt es an den Drucksystemen 25 Parameter und eine gigantische Anzahl an Kombinationen. Neben einer bestmöglichen Druckqualität ist es gleichzeitig Ziel, den farbverbrauch aus wirtschaftlichen Gründen möglichst gering zu halten.

Die Firma Color Concepts BV betreibt Laboratorien in NL und USA, um für Hersteller von Digitaldrucksystemen Materialtests durchzuführen und Rip-Profile zu erstellen. Insgesamt mehr als 170.000 Profile stehen in der ColorBase-Datenbank.

=== Textildruck ===

Aktuell werden etwa 2% aller Textilien digital bedruckt, wobei das Wachstum jährlich 20-30% beträgt. Die leistungsfähigsten digitalen Textildruckmaschinen haben eine Produktivität von bis zu 8.000 qm pro Stunde!

Aus Sicht des Farbmanagement war ein Projekt des Deutschen Mode-Institutes (DMI) interessant. Das sog. DMIx Network beinhaltet einen multispekralen Workflow für Mode, Tectil und Lifestyle. In diesen Bereichen werden Farben oft anhand physischer Muster ausgewählt, welche unregelmäßige Oberflächenstrukturen haben und nicht durch einen mehr oder weniger großen Bereich von Farbabstufungen gekennzeichnet sind.

Diese Muster werden spektral vermessen und in eine Online-Datenbank eingestellt. Bei den Multispektralbildern liegt hinter jedem Pildpunkt ein vollständiges Spektrum. Damit ist man komplett unabhängig von den Betrachtungsbedingungen. Der Designer kann sich dann einen Bildpunkt der Wahl herauspicken und als Zielfarbe definieren. Es gibt eine direkte Anbindung an die Adobe CS bzw. CC sowie Exportmöglichkeiten zu unterschiedlichsten in der Branche benutzten Programmen.

=== Last-but-not-least ===

Die Keynote hat Marti Maria von Hewlett-Packard gehalten. Auf sehr unterhaltsame Art hat er noch einmal an die Ursprünge des ColorManagements erinnert, die Möglichkeiten und Grenzen aufgezeigt und seine Wunschliste für ICC v5 abgegeben.

Es gab auch einen kleinen Exkurs zu den Fangschreckenkrebsen, welche die komplexesten Sehorgane im Tierreich haben. Im Gegensatz zum Menschen, die nur drei Farbrezeptoren im kurz-, mittel- und langwelligen Bereich haben, besitzen die Fangschreckenkrebse bis zu 16 Rezeptoren, 12 davon im (für uns) sichtbaren Spektrum und 4 im UV-Bereich. Zudem können die Tierchen sogar die Polarisierung des Lichts wahrnehmen. Allerdings können die Fangschreckenkrebse Farbunterschiede nur schlecht differenzieren. Im Gegensatz zum Mensch mit einer spektralen Auflösung von ca. 1 nm haben die Tiefseebewohner nur eine Auflösung von etwa 25 nm – weshalb sie Marti Maria scherzhaft als Pantone-Krebse bezeichnet hat :-)

Hinweis in eigener Sache: Bei vielen der genannten Themen (Revision 12647-2, Umgang mit optischen Aufhellern, Messtechnik, Normlicht, Proof, ColorServer, usw.) stehen wir selbst tief im Stoff und können Ihnen bei Interesse bzw. Bedarf mit Technik und Knoff Hoff gern weiterhelfen.
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